Wir.Hier. magazin. 2023 Q4

10 20 30 40 2009 2007 2015 2013 2010 2017 2011 2008 2016 2014 2012 2019 2020 2021 2018 Wenige Chemie-Gründer Zahl der jährlich neu gegründeten Start-ups in Deutschland Quelle: ZEW Schützender Piks: Der CoronaImpfstoff von Biontech wurde sehnsüchtig erwartet. Der Corona-Impfstoff – selten wurde eine Medizin so sehnsüchtig erwartet. Die Spritze gegen die Pandemie. Der Piks, der Leben, Freude und Bewegungsfreiheit zurückbrachte. Die Welt verdankt ihn unter anderem der jungen Mainzer Firma Biontech. Die Mediziner Uğur Şahin, Özlem Türeci und ihre Teams entwickelten das lebensrettende Präparat in Rekordzeit. Das Besondere an ihrem Impfstoff: Er funktioniert nach einem neuartigen Wirkmechanismus. Biontech ist ein Paradebeispiel dafür, wie aus einem Start-up aus der Chemie- und Pharmaindustrie ein großes Unternehmen werden kann, das die Welt verändert. Wie es viele Start-ups tun: mit Produkten, die deutlich besser, einfacher oder schneller sind als herkömmliche, sowie neuen, disruptiven Geschäftsideen – von Online-Handel, Lieferdiensten, Musik-Streaming bis zu digitalen Währungen. Startups setzen solche Innovationen eher in die Welt, weil sie klein, schnell, agil sind, nicht durch Verwaltung gebremst werden und auf Altbewährtes nicht viel Rücksicht nehmen müssen. Deshalb sind Start-ups auch für die Chemieindustrie wichtig, erklärt Projektleiter Christian Rammer vom Wirtschaftsforschungsinstitut ZEW in Mannheim. Er hat im vergangenen Jahr eine Studie zur Bedeutung von Start-ups in der Branche erstellt. „Gründerfirmen tragen dazu bei, dass Altes Platz macht und Neues eine Chance bekommt“, sagt Rammer. Das gilt auch für grüne Lösungen. „Startups entwickeln nachhaltige Chemie, klimaschonende Produkte oder Verfahren für die Energiewende. Bei 36 Prozent der Start-ups gehört das zum Geschäftsmodell.“ Ein weiteres Fünftel bietet einzelne Produkte oder Dienstleistungen dafür an. Kurz: Gründerfirmen entwickeln oft das, was die Branche für die klimaneutrale Produktion braucht. So stellt etwa das Karlsruher Unternehmen Ineratec nachhaltigen Treibstoff aus dem Klimagas CO2 und grünem Wasserstoff her. Das passiert in containergroßen Anlagenmodulen. Ab 2024 soll ein Großbetrieb in Frankfurt jährlich 2.500 Tonnen erzeugen, kündigt Firmenchef Tim Böltken an: „Diese Pionieranlage ist ein Meilenstein für den E-Fuel.“ 25 bis 30 Gründungen pro Jahr Innovationen beschleunigen will das Mainzer Start-up IpOcean. „Um bei der Geschäftsanbahnung oder bei Kollaborationen Geschäftsgeheimnisse, geistiges Eigentum sowie Ideen in Echtzeit zu schützen, bieten wir eine Interaktions-Plattform mit Blockchain im Hintergrund“, erklärt Gründer Holger Geissler. Entwickelt wurde die Plattform zusammen mit renommierten Unternehmen. Der Pharmakonzern Merck und die Chemikergesellschaft GDCh haben sie schon eingesetzt. Ineratech und IpOcean sind zwei von mehr als 350 Chemie-Start-ups hierzulande. Dazu zählen laut Start-upDatenbank zum Beispiel auch die Ludwigshafener Firmen Schäfer Additivsysteme, ein Hersteller von Zusatzstoffen, sowie der Spezialist für Hochleistungskeramik Xeram. Jedes Jahr entstehen laut der ZEWStudie 25 bis 30 weitere Gründerfirmen in Gründerfirmen entwickeln Innovationen wie klimafreundlichen Treibstoff oder lebensrettende Impfstoffe. Doch sie brauchen mehr Unterstützung 13 F O K U S S T A R T - U P S Foto: picture alliance/Sebastian Gollnow

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