Wir.Hier. magazin. 2023 Q4

Dietmar Hopp. Wichtigste Geldquelle der Gründer sind meist die Eigenmittel. Im Klartext: Die Start-ups generieren Umsatz, um Geld für ihr Projekt einzunehmen. Wie etwa die Firma Bio-Gram Diagnostics in Worms. Das Start-up hat sich auf vollautomatisierte und nachhaltige Färbesysteme für Blutausstriche und Mikroorganismen spezialisiert. Als kurz nach der Gründung Corona übers Land brach, entwickelten die Gründer einen einfacheren Schnelltest und verkauften die Sets. Zugleich trieben sie die Entwicklung ihrer Diagnostik-Produkte voran. Dieses Jahr sollen die ersten 400 Färbeausstrichsysteme in den Handel gehen. Laboratorien können damit Krankheiten und Bakterien diagnostizieren. Aber klar ist auch: Viele andere Gründer sind auf Geld von außen angewiesen. Wie lässt sich die Förderung verbessern? „Die Gründer brauchen Fonds und Förderprogramme, die geduldig und langfristig Kapital bereitstellen“, fordert VCI-Expertin Schütz-Kurz. Mit dem Zukunftsfonds habe die Bundesregierung erste Schritte in diese Richtung getan, aber manches sei noch zu verbessern. „Nötig sind weniger Hürden bei den Anträgen und schnellere Bewilligungen“, sagt sie. „Und wir brauchen Bürokratie-Abbau.“ Planungs- und Genehmigungsverfahren müssten gerade auch für Start-ups, die nicht die Manpower wie Konzerne haben, vereinfacht werden und schneller gehen. „Jahrelange Verfahren können für Gründerfirmen das Aus bedeuten.“ Angesichts der enormen Reglementierung fordert der Branchenverband einen „industriepolitischen Neustart“ für ein wettbewerbsfähiges Europa. Stattdessen entwickelt die EU neue Vorgaben für sichere und nachhaltige Innovationen. Bestimmte Stoffe aus dem Baukasten der Chemiker kommen dabei generell unter Verdikt, auch wenn sie zum Herstellen nachhaltiger Innovationen nötig sind. Das bringe Probleme für die Unternehmen, warnt Schütz-Kurz: „Da sind Forschungsfreiheit und Technologieoffenheit in Gefahr.“ Beide sind Voraussetzung, um Ideen für die Zukunft voranzutreiben. Und natürlich Start-ups – am besten möglichst viele. D E N I S E S C H Ü T Z - K U R Z , V C I - E X P E R T I N „Die Gründer brauchen Fonds und Förderprogramme, die geduldig und langfristig Kapital bereitstellen“ Hier gibt es Tipps für Gründer Erste Adresse für Gründer in der Chemie ist das „Forum Startup Chemie“. Es greift den Start-ups mit Know-how, Kontakten und Experten unter die Arme. Entstanden ist das Forum (forumstartup-chemie.de) 2018 durch eine Initiative des Verbands der Chemischen Industrie, des Technikverbands Dechema, der Gesellschaft Deutscher Chemiker sowie weiterer Organisationen. Und das bietet das Forum: Eine Start-up-Datenbank. Eine Online-Datenbank listet aktuell 362 Chemie-Start-ups hierzulande mit Sitz, Geschäftsmodell, Produkten und Internet-Adresse auf. So werden sie für potenzielle Kunden, Geschäfts- und Kooperationspartner in der Branche sichtbar. Suchen lassen sich die Firmen nach Zielmärkten, Produkten und Technologien. Wichtige Kontakte. Auf der Webseite des Forums finden Gründer Angaben und Links zu Innovationszentren, Einrichtungen zur Gründungshilfe (sogenannten Inkubatoren) sowie zur Wachstumshilfe (Acceleratoren). Auch zu Förderprogrammen und Investoren ist sie verlinkt. Hilfe bei der Vernetzung. Vernetzung und Kontakte sind das A und O für Gründer. Mit Veranstaltungen, über Webinare oder via Geschäftsstelle vernetzt das Team des Forums Gründungswillige mit Experten, Unterstützern oder Geldgebern. „ F O R U M S T A R T U P C H E M I E “ Fertigung bei Biontech: Ein Mitarbeiter stellt Krebsmedizin für klinische Tests her. 15 F O K U S S T A R T - U P S Foto: Thomas L. Fischer Photographie für Biontech SE

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