Wir.Hier. magazin. 2023 Q4

Der BASF-Physiker Ingmar Bruder entwickelte aus einer kleinen Auffälligkeit eine neue Geschäftsidee. Heute hat das Start-up Trinamix 240 Beschäftigte I N G M A R B R U D E R , G E S C H Ä F T S F Ü H R E R V O N T R I N A M I X „Innovation? Die brutale Wahrheit ist, dass sie sehr wahrscheinlich nicht funktioniert. Oder niemand sie haben will. Darum schaffen es von 100 Start-ups statistisch nur drei. Wir haben gute Chancen, eins davon zu sein“ Mobile Geräte von Trinamix: Sie sind handlich, robust und funktionieren mit smarter Software. Es war ein ganz normaler Arbeitstag, als Ingmar Bruder in seinem Labor eine Besonderheit feststellte. Der Physiker leitete damals, 2009, ein Laborteam bei der BASF und befasste sich mit organischen Solarzellen. Klassische Solarzellen aus Silizium produzieren Strom auf eine für sie typische Weise, wenn sie mit Licht in Kontakt kommen. Doch die neuen Zellen, die er vermaß, reagierten anders. Bruder war überrascht. Zwei Jahre lang erforschte er, was dahintersteckt. Die Lösung: Die Stromproduktion von organischen Solarzellen hängt, vereinfacht gesagt, vom Abstand der Lichtquelle und von der Bündelung des Lichts ab, das auf sie trifft. Ingmar Bruders Idee: Diese Reaktion organischen Materials auf Licht lässt sich nutzen, um Abstände zu messen. Damit tat er im Chemiekonzern den ersten Schritt zu einer Elektronik-­ Innovation. Von der Entdeckung bis zur tragfähigen Geschäftsidee war es indes ein langer Weg. Trinamix heißt das Start-up, das Bruder 2015 gründete. Es ist eine 100-prozentige BASF-Tochter. Trinamix hat inzwischen 550 Patente und Patentanmeldungen zustande gebracht. 240 Menschen aus 25 Ländern arbeiten für das Start-up. „Trinamix – das sind die Menschen und ihre Ideen“, sagt Bruder. Die BASF unterstützt ihn bis heute dabei, Produkte zu erfinden, zu fertigen und zu verkaufen. In puncto Kundenkontakt und Patentschutz arbeiten der Konzern und Trinamix ebenfalls zusammen. Mini-Sensoren und smarte Software sind der Clou der Produkte Trinamix hat zwei ganz unterschiedliche Geschäfte entwickelt: Aus der ersten Idee der Abstandsmessung wurde eine neue Methode zur Gesichtsauthentifizierung. Hier kommen keine Solarzellen mehr zum Einsatz, sondern handelsübliche Bildsensoren. Die Kombination mit der smarten Trinamix-Software ergibt dabei eine Reihe von Vorteilen: eine sichere, userfreundliche Gesichtserkennung, die sich auch durch lebensechte Masken nicht täuschen lässt, sowie ein diskretes Design – die Hardware wird unsichtbar hinter dem Handydisplay verbaut. Das zweite Geschäft entstand, als sich Trinamix auf der Suche nach Infrarotchips kurzerhand entschloss, diese selbst zu entwickeln. Denn Sensoren mit den gewünschten Features gab es bislang nicht. Auf Basis dieser Sensoren bietet Trinamix heute mobile Spektroskopielösungen an: handliche, robuste Geräte, die im Nu Materialzusammensetzungen erkennen. Der Softwarekern für dieses Geschäft besteht aus Referenzmodellen, die in einer e i n s 2 0 2 3 17 F I R M E N - B E S U C H : T R I N A M I X

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