Wir.Hier. magazin. 2023 Q4

Durchstarten oder abwägen? Den Hintern hochkriegen – jetzt! P R O T O K O L L E S A B I N E L A T O R R E M O D E R A T O R I N U N D B E R A T E R I N U L R I K E W I N Z E R Berufliche und persönliche Veränderungen brauchen kluges Handeln. Doch was ist besser – einfach loslegen oder nichts überstürzen? Wir haben zwei Profis gefragt Wenn man nicht gerade mit dem Rücken zur Wand steht (Leidensdruck) oder aber die Verlockung unwiderstehlich ist (Leidenschaft), dann ist die Bereitschaft zum Handeln bei vielen Menschen minimal. Gerade weil es uns gut geht, ist es schwer, die Komfort-Couch zu verlassen und zu sagen, ich will und werde jetzt handeln. Läuft doch! Oft zögern wir zu lange. Wenn wir doch agieren, dann planen wir gerne alles bis ins Detail. Das entspricht unserem Sicherheitsbedürfnis: Je mehr ich plane, desto sicherer scheint das Ergebnis, desto geringer das Risiko, umso weniger kann mir später ein Vorwurf gemacht werden. Doch wer zu lange und zu intensiv plant, setzt in der Umsetzung auf Daten, die längst überholt sind. Zudem ist die Realität komplex und voller unplanbarer Entwicklungen. Beim Autofahren wissen wir das. Wir könnten für eine Fahrt vorab jeden Streckenabschnitt auf Basis der erlaubten Geschwindigkeit minutiös berechnen. Das macht jedoch niemand. Wir fahren mit einem minimalen Plan (=Grobkalkulation) los und handeln situativ. Gerne fragen wir: Was kostet Veränderung? Viel zu selten fragen wir uns: Was kostet Stillstand? Was kostet es, wenn ich weitermache wie bisher? Die Verwaltung des aktuellen Zustands – das „Weiter so“ – ist keine Verlockung, die Menschen inspiriert. Abwarten ist weder Vision noch Strategie. Die Welt um uns herum – Menschen und Unternehmen – verändert sich nämlich trotzdem. Wer verharrt, wird schnell zum Getriebenen! Wer clever ist und nicht warten will, bis der Leidensdruck erdrückend wird, der braucht Veränderung. Ein erster Schritt, um der Veränderung den Schrecken zu nehmen, ist das Ausprobieren von Ungewohntem und Dingen, um die man lieber einen Bogen macht. Zum Beispiel mit zwei verschiedenen Schuhen in die Stadt gehen oder endlich die Gehaltserhöhung ansprechen. Wer mit einfachen Dingen loslegt, stellt fest: Es ist gar nicht so schlimm. Das baut im Gehirn neue Verbindungen auf und schafft ein Fundament für größeren Wandel. Unser Gehirn und Google funktionieren nämlich ähnlich: Dinge, die sich wiederholen, werden Ulrike Winzer fordert Menschen auf, endlich zu handeln und den Einheitsbrei des „Gewohnten“ zu verlassen. Die gefragte Beraterin lebt in Nordrhein-Westfalen und liebt neue Erfahrungen – wie einen Flug im Hubschrauber. 24 J E T Z T O D E R N I E ! V E R Ä N D E R U N G E N Foto: Privat

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